Mittelalterliche

Altstraßen

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Wir stehen hier vor einem im wahrsten Sinne eindrucksvollen Zeugnis mittelalterlicher Verkehrs- und Wirtschaftsgeschichte. Es ist der Anfang (bzw. das Endstück) der wichtigen Fernhandelsstraße Regensburg-Nürnberg. Regensburg war im Mittelalter eine der bedeutendsten Handelsmetropolen Mitteleuropas. Der gesamte Verkehr nach Westen ging vom Regensburger Prebrunntor über die Prüfeninger Fähre und Riegling hier durch diesen Hohlweg auf die Hochfläche Richtung Eilsbrunn hinauf. Im weiteren Verlauf führte die Trasse in etwa der heutigen B 8 entlang nach Nürnberg. Die einstige Wichtigkeit dieser Straße und das hohe Verkehrsaufkommen kann man an der tiefen Einfurchung der Hohlwege und der großen Zahl an Parallelspuren ersehen. Nur selten können wir die Relikte der Altstraßen und ihre wesentlichsten Merkmale so gut beobachten wie hier im Bereich des Lehrpfades. Dies haben wir dem Wald zu verdanken. Nur in den Wäldern blieben die Fahrrinnen erhalten. Im freien Gelände sind sie längst eingeebnet.

Die vorindustriellen Verkehrswege, die sogenannten Altstraßen, sind keine Straßen im heutigen Sinne. Sie waren unbefestigt und glichen eher Pisten oder Trassen ohne seitliche Begrenzung. Unpassierbar gewordene alte Fahrspuren, Überhol- und Ausweichmanöver schufen zum Teil zahlreiche Parallelspuren. Es wurde die jeweils kürzeste Strecke, d.h. die direkte Verbindung, gewählt, ohne sonderliche Rücksicht auf das natürliche Relief. Lieber wurden Steigungen als weite Umwege in Kauf genommen.

Die Altstraßen wurden generell über die Höhen geführt. Die meist feuchten Talsohlen und von Überschwemmungen bedrohten Flusstäler wurden gemieden. Es gab keine Wegweiser im modernen Sinn. Orientierungshilfen waren vor allem Flurkreuze und Marterln, die an besonders wichtigen Punkten von Bäumen oder Baumgruppen flankiert wurden. (Vgl. das „Hohe Kreuz“ bei Eilsbrunn!)

Je nach Bodenbeschaffenheit gruben sich die Fahrspuren verschieden tief ein. Es kam zur Bildung von Hohlwegen. An den Steigungen wurde die Eintiefung durch den Einsatz von eisernen Bremsschuhen und besonders durch die durch Regen- und Schmelzwasser bedingte Erosion deutlich verstärkt. Dies konnte – wie wir auch hier sehen – zu mächtigen, ja schluchtartigen Gräben führen.

Eiserner Bremsschuh
Pferdefuhrwerk im Mittelalter