Pflanzen mit Migrationshintergrund
Das Kleinblütige Springkraut
Fast alle bei uns wachsenden Pflanzen haben einen Migrationshintergrund. Migration bedeutet so viel wie Einwanderung (abgeleitet vom lateinischen Wort migrare = wandern). Während der in geologischen Maßstäben nicht weit zurückliegenden Eiszeit war das Gebiet weitgehend frei von Pflanzen oder nur wenig von Kälte und Trockenheit ertragenden, niedrig wachsenden Arten besiedelt. Nach dem Zurückweichen der ausgedehnten eiszeitlichen Gletscher wurde unser Gebiet nach und nach von den heute hier vorhandenen Pflanzenarten besiedelt. Durch Blütenstaubuntersuchungen in datierten Ablagerungen (meistens Torfschichten in Mooren) ist der Ablauf der Wiederbesiedlung in groben Zügen bekannt. Sehr früh hat dabei auch der Mensch durch meist unabsichtliche Einbringung (von etwa 20% aller wild wachsenden, heimischen Pflanzenarten) eine entscheidende Rolle gespielt.
Alteinwanderer sind im Gefolge des Menschen bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit eingewandert. Hierzu zählen unsere Ackerunkräuter, aber auch unsere wichtigsten Wiesengräser (Französisches Raygras; Englisches Raygras; die Namen deuten auf eine westliche Herkunft hin).
Neueinwanderer sind unter Mithilfe des Menschen in historischer Zeit eingewandert. Sie stammen sehr häufig aus Amerika (z. B. die Kanadische Goldrute).
Das ostasiatische Kleinblütige Springkraut ist seit etwa 1837 aus botanischen Gärten verwildert und heute überall eingebürgert auf frischen, nährstoffreichen Böden in luftfeuchter Lage. Seine oft zu beobachtende Massenentwicklung in Wäldern wird u. a. auf deren veränderte Bewirtschaftung (zunehmender Waldwegebau, Störung des Waldbodens, etc.) zurückgeführt.